Dr. Alice Ertlbauer-Camerer verfasste als Jurymitglied diese Laudatio anlässlich der Verleihung des oberösterreichischen Landeskulturpreises für Musik 2001.
Dem in der Romantik geprägten Bild des allein der Kunst dienenden und damit zumeist darbenden Komponisten setzt Helmut Rogl das Bild eines mit beiden Beinen in der Realität des 20. bzw. 21. Jhdts. stehenden Komponisten entgegen. Auch wenn Rogl als promovierter Betriebswirtschafter vordergründig nicht dem gängigen Bild des schöpferisch tätigen Menschen entspricht – als Komponist geht man wenn schon, einem musikalischen Brotberuf nach – so spielt das kreative Element doch auf beiden Ebenen eine wichtige Rolle. Schließlich erfordert Rogls Tätigkeit als Leiter des Bereichs Marketing/Öffentlichkeitsarbeit einer grossen oö. Versicherung auch ein gewisses Quantum an kreativem Potenzial, andererseits nützt ein in Maßen pragmatischer Zugang auch in der Umsetzung musikalischer Ideen.
Die Beschäftigung mit Musik lässt sich bei Rogl bis ins Kindesalter zurückverfolgen. Die musikalische Ausbildung beginnt beim Klavierunterricht und führt über erste Kompositionsversuche zur bewussten Entscheidung zum Kompositionsstudium am Brucknerkonservatorium bei Helmut Schiff und Gunter Waldek. Nach ersten Erfolgen hängt Rogl noch ein Studium bei Helmut Eder am Mozarteum in Salzburg an, das er in der ihm eigenen Gründlichkeit auch noch mit dem Diplom abschliesst.
Stilistisch zeichnet sich Rogl in den Augen der Jury durch solides tonsetzerisches Handwerk – ein heute nicht mehr selbstverständliches Können – gepaart mit einem sicheren Sinn für formale Zusammenhänge aus. Bereits Rogls erste aufgeführte Kammermusikwerke weisen jene klare Stimmführung aus, die dem Zuhörer das Erfassen seiner Musik erleichtert. In diesem Sinne versteht sich Rogl als Vertreter des polyphonen Stils, dessen harmonisches Gefüge stets ein tonales Zentrum aufweist.
Ein Blick in das Werkverzeichnis erschliesst eine weitere Eigenschaft des Komponisten Helmut Rogl, nämlich seine Offenheit gegenüber allen Genres. Rogl komponiert mit “Angela und der kleine Bär” ein erfolgreiches musikalisches Märchen, die Kammeroper “Anna Calvi” zeigt ihn als Musikdramatiker, das von Martin Rummel uraufgeführte Cellokonzert erlebt internationale Verbreitung, seine u.a. mit Manfred Pilsz entstandenen Musikvideos wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Von Solostücken bis zu Orchester- und Bühnenwerken reicht sein Schaffen, wobei er auf den Einsatz der menschlichen Stimme besonderes Augenmerk legt.
Obwohl Rogls Werkverzeichnis nicht zuletzt dank mehrerer Aufträge inzwischen 38 zum Teil abendfüllende Kompositionen umfasst, sieht er sich selbst nicht als Viel- bzw. Schnellschreiber. Gerade die grösseren Werk entstanden über einen Zeitraum von mehreren Jahren, denn zwischen Erstentwurf und endgültigem Werk liegt ein vielschichtiger Bearbeitungsprozess, der sich in erster Linie als Reduktion auf das Wesentliche versteht. Das fertige Werk verhält sich zum Entwurf wie ein konzentriertes Destillat zum Rohstoff.
Nachdem sich Rogl lange Zeit ausschliesslich mit dem traditionellen akustischen Instrumentarium und seinen Klangfarben auseinandersetzte, beschäftigte er sich in jüngster Zeit anfangs spielerisch, dann immer intensiver auch mit den vielfältigen Ausdrucksformen elektronischer Musik. Sein Werk “Sonnenspuren” – uraufgeführt zur Sonnenfinsternis am 11.8.1999 im OK Centrum für Gegenwartskunst – spiegelte das erste grössere Ergebnis dieser neuen Entwicklung wieder. Als logische Konsequenz dieses Prozesses entsteht auch “Stefan – Klanginstallation für ein Gebäude”.
Aus der Sicht des Komponisten erschliesst sich mit diesen für ihn neuen Formen wie Musikvideos, elektronische Musik und Klanginstallationen auch ein neues Publikum ausserhalb des traditionellerweise engen Kreises der Liebhaber klassischer Moderne. Um diesen Zuhörerkreis zu öffnen und zu erweitern, begegnet Rogl “seinem” Publikum mit Respekt und aufmerksamen Interesse; beeindrucken und bezaubern ist ihm wichtiger als zu schockieren.
Seit einigen Monaten bin ich der Vorsitzende des Alumni Vereins der Anton Bruckner Privatuniversität. UNIsounds hat mich aus... Weiterlesen ...